Schon seit einigen Jahren enthält ein Großteil der frischen Schlagsahne den Zusatzstoff Carrageen E407 – was aber vielen Verbrauchern nicht bewusst ist. Sahnekäufer die es merken, fühlen sich von der Lebensmittelindustrie getäuscht. Das zeigen die Verbraucherbeschwerden auf dem Internetportal → www.lebensmittelklarheit.de. Aus diesem Grund fordert die Verbraucherzentrale einen Hinweis auf Carrageen auf der Vorderseite der Verpackung – damit hätte sich das Problem wahrscheinlich schnell erledigt.
Mir war es auch nicht klar, bis ich rein zufällig mal geschaut habe, was auf dem Sahnebecher eigentlich noch so steht. Und obwohl ich ein fleißiger Zutatenlistenleser bin, wäre ich nie auf die Idee gekommen, bei Schlagsahne überhaupt nach einer Zutatenliste zu suchen. Für mich war Sahne eben immer 100% Sahne, genauso wie in der Milch auch nur Milch ist.
Zuerst bin ich noch von einem Einzelfall ausgegangen, bis ich mir die Schlagsahne im Kühlregal mehrerer Märkte mal genauer angeschaut habe. Bei einem typischen Supermarkt gab es 8 verschiedene, frische Schlagsahnen von insgesamt 5 Herstellern. Eine davon war Bio und das war auch die einzige ohne Carrageen. Im Discounter gab’s eine Sorte – mit Carrageen. Gefreut habe ich mich über die Auswahl im Bio-Supermarkt: 5-mal frische Schlagsahne von 4 Herstellern und alle ohne Zusatzstoffe. Also ist es wohl mittlerweile leider „normal“, dass frische Schlagsahne Carrageen enthält, zumindest bei konventionellen Produkten.
Das als Stabilisator eingesetzte Carrageen stammt aus Rotalgen und verhindert, dass sich Rahm auf der Oberfläche und am Deckel ansammelt. Zudem soll es angeblich für eine stabilere, steifgeschlagene Sahne sorgen. Sowohl laut → Milcherzeugnisverordnung als auch nach der → EG-Öko-Verordnung ist der Einsatz des Zusatzstoffes ohne Mengenbeschränkung in Schlagsahne erlaubt. Anders bei Anbauverbänden wie → Bioland oder → Naturland – hier ist der Zusatz von Carrageen (E407) grundsätzlich verboten. Nicht ohne Grund, denn der Zusatzstoff ist nicht unumstritten.
Ich finde, dass wir mit unseren Lebensmitteln aus dem Supermarkt schon mehr als genug Zusatzstoffe zu uns nehmen. Viele davon sind noch lange nicht ausreichend erforscht und deren Auswirkungen auf den menschlichen Körper teilweise völlig unklar. Daher ärgert es mich besonders, wenn dem Verbraucher solche (unnötigen) Stoffe mehr oder weniger untergejubelt werden. Vor allem, wenn sie sich – wie das Carrageen in der Schlagsahne – ohne Probleme vermeiden lassen. Einfaches Schütteln des Sahnebechers vor dem Öffnen hat dieselbe Wirkung.
Das Carrageen macht auch aus normaler Schlagsahne ein Industrieprodukt, das sich immer weiter von dem natürlichen Produkt entfernt. Für mich kein Schritt in Richtung höherer Lebensmittelqualität. Und es bringt uns um den Genuss dieser cremigen Rahmschicht, die eigentlich am besten schmeckt, und von der man sich gerne schon mal etwas gönnt, bevor man den Rest des Bechers in die Sauce kippt.
Deswegen beim nächsten Einkauf auch bei Schlagsahne, bzw. Schlagrahm, lieber einen genaueren Blick auf das Zutatenverzeichnis werfen. Und dann kann man sich guten Gewissens die natürlichere Variante ohne zweifelhafte Zusatzstoffe schmecken lassen!