Ich finde, historische Kochbücher können genau so interessant sein wie die Neuen. Dabei ist es spannend zu sehen, wie und vor allem was vor 100 oder 200 Jahren gekocht wurde. Vieles davon kommt heutzutage nur noch selten oder gar nicht mehr in unsere Kochtöpfe, z.B. Lerchen, Schnecken, Frösche oder Euter. Andere Gerichte wiederum könnten auch in einem aktuellen Kochbuch stehen.
Problem dabei ist nur, dass man an die antiken Kochbücher nicht so leicht ran kommt. In Antiquariaten sind sie meistens nicht bezahlbar, und gute Funde auf Flohmärkten recht selten. Aber wie so oft schafft auch hier das Internet Abhilfe.
Deshalb möchte ich euch drei gute Quellen vorstellen, wo ihr antike Kochbücher online findet. Als erstes die →digitale Sammlung der Bayrischen Staatsbibliothek und den →Google Play Store. Beide bieten Scans kompletter Bücher, die sich auch als PDF herunterladen lassen. Beim →Projekt Gutenberg-DE werden die Bücher ins Reine geschrieben und können so im Browser gelesen werden.
Da laut deutschem Urheberrecht Bücher 70 Jahre nach dem Tod des Verfassers frei verfügbar sind, werden die historischen Kochbücher zur privaten Nutzung kostenlos zum Lesen bzw. Download bereitgestellt. Für die kommerzielle Nutzung müssen die jeweiligen Nutzungsbedingungen beachtet werden.
Mit einem Klick auf den Buchtitel gelangt ihr zu dem entsprechenden Werk. Ich habe nur ein paar Kochbücher herausgegriffen, aber besonders in den Sammlungen der Bayrischen Staatsbibliothek und von Google sind noch sehr viel mehr antike Kochbücher zu finden. Ein wenig Stöbern lohnt sich also allemal!
Das erste, wirklich antike Kochbuch meiner kleinen Liste gilt auch gleichzeitig als erstes gedrucktes Kochbuch überhaupt, das Buch →„De honesta voluptate (et valitudine …)“. Geschrieben wurde es auf Latein in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts von Bartholomaeus Platina, einem Bibliothekar in der Bibliothek des Vatikans. Im Jahr 1542 wurde dann die deutsche Übersetzung unter dem Titel →„Von der Eerlichen, ziemlichen, auch erlaubten Wolust des Leibs. (Sich inn essen, trinken, kurzweil etc. allerlay unnd mancherlay Creaturen unnd gaabenn Gottes, Visch, Vögel, Wildpret, Frucht der erden etc. …)“ in Augsburg veröffentlicht.
Die Bücher →„Le Pâtissier royale parisien“, →„L’art del la cuisine francaise“, →„Le Maître d’hotel francais, Band 1“ und →„Le Maître d’hotel francais, Band 2“ sowie →„Le cuisinier parisien“ von Marie-Antoine Carême sind leider nur in französischer Originalsprache zu haben. Dafür gibt’s →„Physiologie des Geschmacks“ von Jean Anthelme Brillat-Savarin schon komplett als Textdokument.
Natürlich werden auch zahlreiche alte deutsche oder österreichische Kochbücher im Internet angeboten. Darunter ein wahrer Klassiker, das →„Praktische Kochbuch“ von Henriette Davidis, das →„neue, große, geprüfte und bewährte Linzer Kochbuch“ als Vertreter der österreichischen Küche, aber auch das →„Regensburger Kochbuch“ mit 1050 Originalrezepten von Marie Schandri, oder das →„Baierische National-Kochbuch“ von 1824.
Wie gesagt, das hier ist nur eine kleine Auswahl. Es gibt mehrere hundert dieser alten Schätze und es werden immer mehr. Aber schon jetzt ist die Vielfalt an digitalisierten, historischen Kochbüchern, die online Verfügbar sind, sehr groß. Und das Beste daran, man kann sich so völlig kostenlos und legal eine eigene Sammlung an antiken Kochbüchern zulegen. Also dann, viel Spaß beim Suchen, Sammeln und Lesen!