Mit Rasen konnte ich noch nie recht viel anfangen. Er ist zwar hübsch anzusehen, aber außer Arbeit beim Mähen und Grasschnitt, der sich gerade mal so zum Kompostieren eignet, kommt dabei nichts rum. Daher hat es mir im Sommer 2014 viel Freude bereitet, den Rasen umzubrechen und einen Nutzgarten anzulegen, um endlich eigenes Obst, Gemüse und frische Kräuter anbauen und ernten zu können…
Eins vorne Weg: was das Thema Garteln angeht, bin ich noch ein ziemlich blutiger Anfänger. Nichtsdestotrotz werdet ihr dazu in der Kategorie → Urban Gardening Erfahrungsberichte von mir finden, die euch vielleicht als kleine Anregung dienen, wenn ihr selber einen eigenen Nutzgarten schaffen wollt.
Eine große Hilfe beim Anlegen meines Gartens war mir „Das große Biogarten-Buch“ von Andrea Heistinger und Arche Noah. Das Buch hat mir viele offene Fragen beantwortet und es wird alles Grundlegende zum Thema Garten verständlich und praxisorientiert erklärt. Gemüse, Obst, Kräuter, Blumen, Pilze und Getreide werden einzeln vorgestellt, mit allem, was man für den Anfang zum Anbau wissen muss, inklusive Sortenempfehlungen und Bezugsquellen.
Warum einen Bio-Garten?
Ich hege schon lange den Wunsch nach ein paar Quadratmetern Erde, in der ich graben, pflanzen, jäten, ernten und rumprobieren kann. Da ich zur Zeit in einer kleinen Münchner Stadtwohnung ohne Balkon lebe, bleibt mir dafür nur die Fensterbank und diese bietet nun mal keine echte Alternative zum eigenen Garten. Zwar gibt es auch in München viele Möglichkeiten, um sich als urbaner Gärtner auszutoben (→ zum Beitrag über Urban Gardening) aber die Wartelisten der Schrebergärten, Münchner Krautgärten, etc. sind gut gefüllt. Aus diesem Grund habe ich mich umso mehr gefreut, als mir eine liebe Bekannte anbot, ein Stück ihres Gartens im Münchner Umland für den Anbau von eigenem Gemüse zu nutzen. Keine Frage, dass ich dieses Angebot ohne zu zögern dankbar angenommen habe.
Mit diesem Nutzgarten verfolge ich nicht das Ziel mich mit Gemüse komplett selbst zu versorgen, dafür ist er nicht groß genug, mir fehlt die Zeit, die Erfahrung und auch der geeignete Lagerort für die Ernte. Vielmehr geht es mir darum, den Weg vom Samen zur reifen Frucht verfolgen zu können. Dank einem eigenen Beet entwickelt sich ein ganz anderer Bezug zur Natur, zu den Jahreszeiten, der Saisonalität und man lernt die Lebensmittel – und auch die Arbeit unserer (Bio-)Bauern – wieder viel mehr zu schätzen. Zudem finde ich, dass sich das Bild, das man sich in Deutschland und der EU – unter anderem dank Vermarktungsnormen und unzähliger weiterer Vorschriften – von „perfektem“ Obst und Gemüse gebildet hat, wieder ein wenig normalisiert. Wer selber Obst und Gemüse anbaut, weiß auch die krumme Karotte oder den Apfel mit Wurmloch wieder zu würdigen. Wertvolle Lebensmittel, die es nicht in den Supermarkt schaffen und zum großen Teil einfach auf dem Feld liegen gelassen werden.
Ein eigener Garten hat noch viele weitere Vorteile. Man entkommt dem Einheitsbrei, der uns von Nord- bis Süddeutschland in den Supermärkten geboten wird und kommt in den Genuss besonderer Sorten. Als Hobbygärtner hat man die Möglichkeit sich durch die Auswahl des Saatguts selber zu entscheiden, ob das eigene Gemüse nach Gemüse schmecken soll und reich an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen ist, oder ob es bloß möglichst einheitlich aussehen soll. Außerdem können durch den eigenen Anbau auch alte, fast vergessene Obst- und Gemüsesorten den Speiseplan bereichern, die auf keinem Markt zu kaufen sind. Gerade die kleinen Hausgärten können dazu beitragen regionale Sorten zu bewahren und so einen wichtigen Teil unserer Kultur am Leben zu erhalten – wie es in den Bauerngärten seit je her gemacht wird. Von der Frische und dem Spaß der eigenen Ernte sowie einem günstigen und sinnvollen Hobby als Ausgleich zum Job ganz zu schweigen.
Ein weiterer, wichtiger Beweggrund für mich war, dass ich selber gar nicht sagen konnte, wie manches Gemüse genau wächst und wann es wirklich Saison hat. Es gibt also viele gute Gründe für einen eigenen Garten und dass daran alles möglichst „bio“ sein sollte, stand für mich von Anfang an außer Frage. Wenn man sich schon die Mühe macht, Obst, Gemüse, Kräuter und vielleicht sogar Pilze selber anzubauen, macht es für mich auch nur Sinn, das in natürlichen Kreisläufen, nachhaltig, umweltschonend, ohne Chemie und mit samenfesten Sorten zu tun.
(Da samenfestes Saatgut ein unglaublich wichtiges Thema ist, folgt dazu demnächst noch ein eigener Artikel)
So wird aus dem Rasen ein Gemüsebeet:
Bevor man mit dem Pflanzen beginnen kann, muss als erstes das Beet geplant werden. Damit sich das Gemüsebeet leicht bearbeiten lässt ist eine Breite von maximal 1,20 m ideal. Die Länge und Anzahl der Beete ist abhängig von der Größe des Gartens und den eigene Ambitionen. Zwischen die einzelnen Beete sollten noch ca. 20 cm für Wege eingeplant werden. Ich habe mich für den Anfang für drei 1,20 m Beete mit jeweils 4 Metern Länge sowie einem 0,6 m schmalen Beet am Kopfende entschieden, also insgesamt 16,8 m².
Oft hat man nicht viele Auswahlmöglichkeiten, an welcher Stelle im Garten das neue Beet entstehen soll, aber ideal ist der Ort, wo die meiste Sonne hinkommt und der möglichst weit von Bäumen entfernt ist. Diese werfen Schatten auf das zukünftige Beet und die Wurzeln erschweren zusätzlich die Gartenarbeit.
Wenn die Größe und der Ort des geplanten Beets fest stehen, wird ausgemessen und die äußeren Kanten des Gemüsebeets mit einer gespannten Schnur oder Holzlatten markiert. Jetzt kann damit begonnen werden, die Grasnarbe abzustechen – das ist auch bei meinem relativ kleinen Gemüsegarten nicht wenig Arbeit, aber ich hatte glücklicherweise eine fleißige Helferin dabei.
Was die ersten Arbeiten beim Anlegen des Gartens aber wirklich erschwert hat, und uns auch zu einem frühzeitigen Ende des ersten Arbeitstages gezwungen hat, war ein Schwarm Kriebelmücken. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass es diese Viecher überhaupt gibt, möchte euch aber an dieser Stelle eindringlich vor ihnen warnen. Anfangs habe ich den Biestern keine große Beachtung geschenkt, sondern sie nur für aufdringliche Fruchtfliegen gehalten, bis wir ihre fiesen Stiche bemerkt haben. Sie jucken höllisch, schwellen riesig an und es kann Wochen dauern, bis die Wunden wieder verheilt sind. Wenn also auch bei euch Kriebelmücken auftauchen, kann ich aus eigener Erfahrung nur empfehlen die Gartenarbeit so schnell wie möglich abzubrechen und sich in geschlossene Räume zurückzuziehen, diese meiden die Mücken angeblich.
Die abgestochenen Grasnarben können, nachdem sie so gut wie möglich von anhaftender Erde und Regenwürmern befreit worden sind, kopfüber kompostiert werden. Während man den Rasen entfernt, wird gleichzeitig die Erde aufgelockert und Steine können rausgesammelt werden. Ist das gesamte Gemüsebeet nun frei von Rasen, muss noch eine Umrandung gebaut werden. Diese hindert das Gras und Unkräuter daran wieder in das Beet hinein zu wachsen. Dafür habe ich rund um das Gemüsebeet einen kleinen Graben gezogen und sägeraue Fichtenbretter mit 10 cm Breite hochkant hineingesteckt. Fixiert wurde das Ganze mit Pflöcken aus Fichtenlatten, abwechselnd links und rechts von den Brettern in die Erde geschlagen. Nun fehlen nur noch die Wege zwischen den einzelnen Beeten, welche ich mit Rindenmulch angelegt habe. Das hat sich aber leider nicht als besonders praktikabel erwiesen und ich werde den Rindenmulch bei Gelegenheit durch Bretter ersetzen, um trockenen Fußes durch die Beete zu kommen.
Zu Zweit und ohne Kriebelmücken-Plage lässt sich ein Gemüsegarten dieser Größe gut in 2 Tagen anlegen.
Wenn der Gemüsegarten fertig angelegt ist, wird es Zeit, sich um den Boden zu kümmern.
Dafür ist es wichtig zu wissen, wie sauer der Boden ist. Aufschluss darüber gibt ein einfacher ph-Bodentest aus dem Gartencenter. Meine Probe hat einen neutralen Boden ergeben, das zeigt die blaue Färbung des Wassers an. Wäre der ph-Wert zu niedrig gewesen, hätte ich den Boden mit etwas Kalk neutralisieren müssen. Da ich keinen eigenen Kompost zur Bodenverbesserung parat hatte, wollte ich den Boden aber zumindest mit etwas zugekaufter, torffreier Bio-Gartenerde aufbessern. Insgesamt habe ich ca. 250 l Erde auf der Fläche verteilt.
Nachdem ich meinen Garten erst relativ spät im Jahr angelegt habe (Ende August), war die Auswahl an Gemüse begrenzt, das noch gepflanzt werden konnte. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, auf zwei Beeten Buchweizen als Gründüngung zu säen, um den Boden möglichst gut auf die kommende Saison vorzubereiten. Dieser friert über den Winter ab und kann dann ein paar Wochen vor der nächsten Bepflanzung in den Boden eingearbeitet werden.
Gründüngung ist im Bio-Anbau bewährt und hat zahlreiche Vorteile:
- die Wurzeln der Gründüngungspflanzen lockern den Boden auf
- die Humusbildung wird unterstützt
- die Lebensbedingungen für Bodenlebewesen werden verbessert
- Erosion und Auswaschung von Nährstoffen wird verhindert
- das in der Erde verbliebene Pflanzenmaterial der Gründüngungspflanzen düngt den Boden
- abgeschnittene Gründüngungspflanzen können als Mulchmaterial auf dem Beet verbleiben
- Blühende Gründüngungspflanzen wie z.B. Buchweizen dienen als Bienenweide
- Leguminosen speichern Stickstoff aus der Luft im Boden
Die Erstbepflanzung
Die zwei anderen Beete ohne Gründüngung habe ich mit Erdbeeren, Mangold, Spinat, Feldsalat und Radieschen bepflanzt, in der Hoffnung auf eine erste Ernte. Ich kann es mir nicht recht erklären warum, aber der gesäte Mangold „Glatter Silber“, der Spinat „Verdil“ und die beiden Sorten Feldsalat „Vert de Cambrai“ und „Verte au coeur pleine“ wollten partout nicht aufgehen. Ich glaube nicht, dass es am Saatgut lag (habe es extra direkt bei → Bingenheimer Saatgut bestellt), vielleicht war einfach das Wetter schon zu schlecht oder ich habe nicht regelmäßig genug gegossen. Dafür sind die Radieserl „Sora“ schön gewachsen, nur leider habe ich den richtigen Erntezeitpunkt verpasst. So ist der Großteil aufgeplatzt oder den Schnecken zum Opfer gefallen. Nichtsdestotrotz konnte ich einige schmackhafte Exemplare retten.
Nachdem absehbar war, dass tatsächlich kein Spinat, Feldsalat oder Mangold mehr keimt und die Radieschen geerntet waren, wollte ich auch diese Flächen noch mit Gründüngung bewachsen lassen. Da es aber mittlerweile Oktober war, und damit zu spät um Buchweizen zu säen, habe ich mich für Winterroggen entschieden. Dieser ist winterhart und lockert den Boden besonders tiefgründig.
Bei den Erdbeeren habe ich mich für die Sorten „Senga Sengana“ und „Mieze Schindler“ entschieden, sie sollen beide besonders wohlschmeckend sein. Die beiden Sorten habe ich abwechselnd gepflanzt, da „Mieze Schindler“ keine selbstbefruchtende Erdbeere ist und auf eine zweite Sorte zur Bestäubung angewiesen ist. Mitte August war gerade noch der ideale Pflanzzeitpunkt. So haben die Pflänzchen vor dem Wintereinbruch noch genügend Zeit um gut anzuwachsen und bescheren mir hoffentlich im darauffolgenden Jahr eine reiche Ernte. Insgesamt habe ich 16 Pflanzen gepflanzt, plus einer „Waldkönigin“, eine Walderdbeersorte. Die Erdbeeren haben sogar noch vereinzelt Blüten und Früchte angesetzt, aber auch hier waren die Schnecken schneller als ich.
Damit in Zukunft die Versorgung mit ausreichend Holunderblüten für Hollerkücherl gesichert ist, kam ein Holunderstrauch der Sorte „Haschberg“ in den Garten. Ich werde versuchen, ihn als Topfpflanze groß zu ziehen, mal sehen, ob es gelingt.
Bevor die Gartensaison 2014 dann endgültig beendet war, habe ich im Oktober noch einen Rhabarberstock „Holstein Blut“ gepflanzt. Dafür habe ich ca. 1 m² (so viel Platz benötigt eine Rhabarberpflanze) am unteren Ende meines Gemüsegartens tiefgründig aufgelockert und mit einer guten Portion zugekauftem Kompost versorgt, da Rhabarber einen sehr hohen Nährstoffbedarf hat. Damit sich der junge Rhabarber richtig gut entwickelt, sollte im ersten Jahr gar nicht geerntet werden und auch in den darauffolgenden nur bis zum Johannistag am 24. Juni. Einerseits steigt dann der Oxalsäuregehalt, andererseits würde es die Pflanze unnötig schwächen.
Für die kommende Gartensaison habe ich geplant ein überdachtes Hochbeet für Tomaten zu bauen und noch einige Beerensträucher, vor allem Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren und Preiselbeeren, zu pflanzen. Ich bin gespannt, was das nächste Gartenjahr bringt! Auf jeden Fall wird es jetzt höchste Zeit, den Pflanzplan für die Gartensaison 2015 zu erstellen…
Was sind eure Favoriten im Garten? Habt ihr empfehlenswerte Sorten, die sich für den Anbau im eigenen Bio-Garten besonders gut eignen?
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